Hier noch der Weblink (er ist nur zwei Monate gültig): https://bockonline.ch/artikel/leute/item/1400-humor-als-lebensphilosophie
Interview mit Frau Baumgartner vom Südkurier, 18.11.2018
Frau Bendel, von der Pflegefachkraft zum HumorMaster-Abschluss ist ein gewaltiger, ungewöhnlicher Sprung. Wie kam es dazu?
So gewaltig ist er nicht, denn in der Pflege benötigt es ganz viel Humor. Gerade als Leitung, da wird man oft auf seine Belastbarkeit geprüft und diese lässt sich mit Humor erhöhen.
Ich kam darauf, weil in der Pflege viele MA krank sind, da sie sehr viel von sich geben und sich dabei vergessen.
Da überlegte ich was man dagegen tun kann. Ein Vortrag von Herrn E. Hirschhausen hat mich so fasziniert und brachte mich auf den Humor-Weg.
Zudem hat meine Mutter uns viel Humor mitgegeben und damit gezeigt, dass so schwere Zeiten besser zu überwinden sind.
Wie bekommen Sie beide Berufe unter einen Hut?
Ich arbeite 80 % und habe einen freien Tag, diesen verwende ich für den Aufbau der Selbständigkeit im Humorbereich, Homepage, Netzwerk und soziale Projekte. Und teils läuft es am Abend und am Wochenende. Jedoch um davon leben zu können, bin ich noch nicht ganz am Ziel.
Doch: Wer nicht lacht der nicht gewinnt.
Wie muss man sich die Ausbildung zum „Humorcoach“ vorstellen?
Die Ausbildung hat fast zwei Jahre gedauert und war jeden Monat, 4 Tage an der Tamala Clown Schule in Konstanz und bei Michael Tietze in Tuttlingen.
Sie beinhaltet Spiele die die re. und li. Hirnhälfte zusammen bringen. Denn sind diese ausgeglichen, wird man locker und gelassen und dann erscheint die Kreativität und damit der Humor. Das was wir als Kinder haben und uns abtrainiert wird.
Dann arbeitet man mit Achtsamkeit, Lachyoga…..und zu guter Letzt ist es eine Persönlichkeitsbildung, wenn man lacht wenn es einem eigentlich nicht immer nur zum Lachen ist.
Was nimmt ein Teilnehmer Ihrer Coaching-Veranstaltung /-Kurs mit?
Strategien und Spiele wie man im Alltag mit Humor gelassener reagieren kann, in Situationen in denen man eigentlich platzen könnte. Praktische Tipps und Tricks die für jeden anzuwenden sind. Auch mal über eigene Missgeschicke lachen zu können.
Wir scheitern heiter und machen gelassen weiter.
Theoretisches Wissen um Humor und Lachen und was es im Körper bewirkt. Das ist erstaunlich viel.
Man darf auch noch eine Clown-Nase mitnehmen, und diese in der Handtasche mittragen oder im Auto oder Schreibtisch deponieren.
Sieht man die Clown-Nase z.B. bei Ärger, bekommt man gleich eine andere Haltung zu dem was einen ärgert. Oder es fällt leichter
einen Perspektivwechsel vorzunehmen, was alles in einem anderen Licht erscheinen lässt.
Welche Zielgruppen sprechen Sie an?
Erwachsene die sich Ihr Leben humorvoller und leichter gestalten wollen, die offen sind für neue Wege und sich trauen auch einmal aus dem Rahmen zu fallen. Aber alles freiwillig und immer mit Empathie für jeden Einzelnen.
Mein Ziel ist es Betriebe und deren Führungskräfte anzusprechen, eine Kultur der Wertschätzung und Humor aufzubauen.
Was schlussendlich für ALLE (Arbeitgeber, Mitarbeiter und Kunden) eine win - win Situation ist. Hier spreche ich nicht nur den sozialen
Bereich an, sondern auch Schulen, produzierende Unternehmen, Dienstleistungsunternehmen, etc.
Humortraining ist eine Möglichkeit die Work-Life-Balance der Mitarbeiter zu fördern.
Mit dem Effekt dass die MA fitter und belastbarer, auch in Krisen, sind. Sie meistern Krisen leichter und kommen schneller wieder aus dem Tal.
Konstant angewendete Humorarbeit fördert nachweislich die Resilienz und gleichzeitig die Kreativität. Wer kreativ ist, ist offen für Neues
und kann sich schnell ändernden Situationen anpassen. Er ist gesünder, schöner, intelligenter und erfolgreicher.
Dies muss jedoch von den Führungskräften vertreten werden, denn Humorvolle Führung ist eine Haltung und Kultur die einen Betrieb auszeichnet. Die gelebt werden muss und Sie als einen attraktiven Arbeitgeber auszeichnet.
Erfolge bisher:
In der Führung - MA die sich in schwierigen Gesprächen öffnen und Vertrauen fassen, die auf Grund Ihrer Akzeptanz eine höhere Arbeitsmoral aufweisen.
Kursteilnehmer berichten, wie sie sich mehr trauten im Gespräch ( selbstbewusster waren) und dadurch eine positive Rückmeldung erhalten haben.
Das ein Lächeln manches erleichtert.
Selbst Humortraining in der Haftanstalt zeigt seine positive Wirkung.
Oder in der palliativen Pflege am Lebensende.
Hier ist es von großer Wichtigkeit sehr empathisch zu Handeln und zu reagieren. Niemals soll der Humor auf Kosten anderer gehen.
Sondern eher sollte man lernen über sich selbst zu lachen, auch über Missgeschicke.
Wie setzen Sie Ihre neue Ausbildung in ihrem Alltag als Pflegekraft ein?
Da ich eine leitende Funktion habe, so glaube ich - bin ich die bessere Chefin seit der Humor-Ausbildung.
Mir gehen schwierige Gespräche leichter von der Hand und von Rückmeldungen her weiß ich, die MA fühlen sich wertgeschätzt und ernst genommen, auch wenn man ein Verhalten nicht akzeptiert. Gut ist es in Teamsitzungen und Meetings die ins Stocken geraten
sind, oder beim Finden von kreativen Lösungen. Eigentlich setze ich es Tag täglich ein, vom Zeitpunkt des Aufstehens bis zum einschlafen.
Es wird zu einer Haltung und Lebenskultur.
Sind humorvolle, fröhliche Menschen denn die besseren Menschen?
Sie sind nicht besseren Menschen sondern Studien zeigen, sie kommen leichter durch das Leben.
Kommen bei den Mitmenschen besser an. Sind seltener Mobbing Opfer, sind intelligenter. Sie sind schöner und meistern schwierige Lebenslagen, in dem Sie wieder aufstehen und Probleme oder Hürden überwinden.
Sie nehmen das Leben leichter und finden schneller Lösungen für Probleme.
Sie haben ein gutes Netzwerk, Menschen die sie um Hilfe bitten können.
Lachen ist bekanntermaßen gesundheitsförderlich, die Erfolge sind jedoch schwer messbar. Wie sehen Sie das?
Als Leitung sehe ich immer wieder wie man durch ein Lachen, die Stimmung im Team positiv verändert, oder den MA Selbstvertrauen gibt,
in dem man auch eigene Mängel zu gibt und wertschätzend und empathisch ist.
Durch gemeinsames Lachen wird Vertrauen geschafft und das Immunsystem gestärkt.
Selbst auf der Straße kann man mit einem Lächeln viel erreichen und kurze positive Kontakte zwischen den Menschen schaffen.
Der kürzeste Weg zwischen zwei Menschen ist ein Lächeln. ( aus China)
Zudem gibt es Studien die dies belegen, so z.B. Prof Willibald Ruch in Zürich oder Michael Tietze aus Tuttlingen, der schon in den 60 Jahren in der Psychiatrie damit zu arbeiten begann. Wo er noch belächelt wurde.
Weitere Fragen zu Ihrer Clown Ausbildung etc. müssen wir zusammen entwickeln, da will mir jetzt einfach nichts einfallen.
Die Clown-Ausbildung hat weiterhin meine Kreativität und Spontanität gefördert und bringt kranken und alten Menschen Freude in den Alltag. So dass es die Genesung fördert. Oder Können welches in Vergessenheit geraten ist, wieder zu Tage bringt, zum Beispiel beim Singen.
Es ist erstaunlich wie Menschen mit Demenz plötzlich wieder ganze Liedtexte mitsingen.
Oder in der Bewegung wie beim Tanzen, positive Gesundheits-Effekte erreichen.
Selbst im Palliativ-Bereich ist der Humor einsetzbar, oder auch bei Trauerreden.
Sobald wir als Clowns auftauchen, haben die Menschen einfach Freude, egal wo es ist und es zeigt positive Wirkung.